Marie-Pascale Gafinen –
Illustration

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Nachhaltigkeit und
Selbst-Fürsorge

Was hat Selbstfürsorge mit Klimaschutz zu tun?

Viele Kunden*innen kennen mich für die Übersetzung von Nachhaltigkeitsthemen in Illustrationen. Seit einiger Zeit biete ich auch Workshops zur Selbstreflexion und Selbstfürsorge an. Letzteres wird oft mit Schaumbädern und Gesichtsmasken assoziiert und gilt daher als Luxus. Die Umstellung auf eine nachhaltige Lebensweise hingegen ist so notwendig, dass es weh tut. Was haben diese beiden Themen also miteinander zu tun?

Selbstwert, Arbeit and Erschöpfung

Wir leben in einer Welt, die uns einredet, wir müssten hart arbeiten, um wertvoll zu sein. Wenn wir diesem Mantra folgen, enden wir entweder bei der Arbeit oder sind erschöpft oder fühlen uns wertlos – oder alles auf einmal. Das Problem ist, dass in diesem Zustand niemand von uns innovative Ideen für eine nachhaltigere Zukunft entwickeln oder eine politische Demonstration organisieren kann oder auch nur den zusätzlichen Aufwand betreiben wird, um sein/ihr Privatleben nachhaltiger zu gestalten. Vielmehr hecheln wir zur nächsten Aufgabe und brechen dann auf der Couch zusammen. „Aber“, wirst du vielleicht sagen, „was ist mit den Menschen, die die Welt von Berufs wegen verändern?“. Stimmt, die „Arbeit“ mancher Menschen schafft tatsächlich eine nachhaltigere Zukunft. Aber selbst die können nicht ewig in der Tretmühle des „Arbeitens, Arbeitens, Arbeitens“ bleiben, sonst sind sie irgendwann ausgebrannt. Veränderung braucht Ressourcen. Und man hat keine Ressourcen, wenn man erschöpft ist. Regelmäßige Pausen zu machen, sein Leben zu reflektieren und Anpassungen vorzunehmen, ist also eine Voraussetzung, um an dem Wandel teilzuhaben, den unsere Gesellschaft braucht.

quote Marlee Grace

Konsum und Glückseeligkeit

Die Marketingabteilungen dieser Welt trichtern uns ausserdem ein, dass wir unzureichend sind und dass der Kauf von Dingen uns besser und glücklicher machen wird. Viele von uns sind dafür sehr empfänglich, vor allem, wenn wir ständig arbeiten oder erschöpft sind oder uns wertlos (und daher unglücklich) fühlen. Also kaufen wir mehr Dinge und Erlebnisse (Flüge z.B. oder klimatisierte Hotels). Das ist zwar nicht nachhaltig, aber irgendwie müssen wir ja die ganze harte Arbeit wieder wettmachen, nicht wahr? Abgesehen von dem Problem, dass dieser ganze Konsum unseren Planeten ruiniert, gibt es noch einen weiteren Haken: Je mehr wir haben, desto mehr wollen wir, und je mehr wir wollen, desto mehr müssen wir arbeiten, um das Geld zu verdienen, das wir für diesen Lebensstil brauchen. Und dann jagen wir unserem eigenen Schwanz hinterher. Aus diesem Hamsterrad auszusteigen und darüber nachzudenken, was einen wirklich glücklich macht, ist ein großer Beitrag zum gesellschaftlichen Wandel.

Why I shifted

Wenn du nichts von der 40-Stunden-Woche hältst und Konsum eher kritisch gegenüberstehst, sind diese Gedanken wahrscheinlich nicht neu für dich. Ich wiederhole sie hier, um einen Wandel zu erklären, den ich in den letzten Jahren vollzogen habe. Sozialwissenschaftler wissen seit langem, dass der Mangel an nachhaltigem Verhalten nicht auf mangelndes Wissen zurückzuführen ist. Klima- und Nachhaltigkeitswissen ist im Überfluss verfügbar. Was die Menschen meiner Erfahrung nach tatsächlich brauchen, sind persönliche Ressourcen. Eine Gelegenheit (Zeit, Raum, Unterstützung), um sich eine Meinung darüber zu bilden, wie sie mit dem Klimawandel umgehen und was sie dagegen tun wollen. In unserem hektischen Alltag bleibt dafür einfach keine Zeit! Deshalb habe ich beschlossen, zusätzlich zur Vermittlung von Nachhaltigkeitsthemen mehr solcher Reflexionsmöglichkeiten anzubieten. Denn ich brenne für die Arbeit mit Gruppen und ich brenne für den gesellschaftlichen Wandel!